Die 70er Jahre Ostpolitik, Frauenrechte, Umweltprobleme - in den 70er Jahren
politisieren und engagieren sich die Menschen. Doch es gibt auch
Fehlgeleitete: Die Rote Armee Fraktion verbreitet Schrecken und
Terror, palästinensische Attentäter stürmen das olympische Dorf.
Weltpolitisch entstehen neue Krisenherde. Die Sowjetunion
marschiert in Afghanistan ein, der Iran wird zum islamischen
Gottesstaat. Im Westen entstehen neue kulturelle Phänomene. Die
Disco-Ära beginnt, mit Glitzerklamotten und heißen Tanzschritten.
Das Kino begeistert die Massen mit Blockbustern
wie "Der weiße Hai"
Die 70er Jahre
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Eine bewegende Geste
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1970: Der Kniefall von Warschau Im Dezember 1970 ist Bundeskanzler Willy Brandt auf Staatsbesuch in
Polen, als erster deutscher Regierungschef nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Situation ist angespannt in Zeiten des Kalten Krieges. In Warschau
besucht Brandt das Mahnmal des Ghetto-Aufstandes. Er legt einen Kranz
nieder, zögert kurz, senkt den Kopf - und kniet schließlich hin. Eine
spontane Geste der Betroffenheit, die nicht im Protokoll steht. Das Bild
geht um die Welt, steht es doch symbolisch für eine neue Politik.
"Entspannung durch Annäherung" lautet das Motto der sozialliberalen
Außenpolitik, die zum Ziel hat, das Verhältnis mit den sozialistischen
Staaten DDR,
Polen und Sowjetunion zu normalisieren. In den "Ostverträgen" sagen
beide Seiten zu, bestehende Grenzen zu achten, außerdem wird der
Transitverkehr erleichtert. Brandt setzt die Ostpolitik gegen große
politische Widerstände durch und erhält 1971 den Friedensnobelpreis.
1974 muss er als Bundeskanzler zurücktreten, nachdem sich herausstellt,
dass sein Referent und enger Mitarbeiter Günter Guillaume als Spion für die DDR tätig ist.
1971: Feminismus-Debatte "Wir haben abgetrieben" steht am 6. Juni 1971 auf der Titelseite
des Hamburger Magazins "Stern" - der Skandal des Jahres. 374 Frauen
bekennen öffentlich, eine Schwangerschaft abgebrochen zu haben. Viele
von ihnen sind unbekannt, ein paar prominent: Romy Schneider, Senta
Berger, Vera Tschechowa. Ihnen allen droht nach ihrer Selbstbezichtigung
ein Prozess wegen Verstoßes gegen den Paragrafen 218, der Abtreibungen
verbietet.
Die Empörung ist groß, die Zustimmung auch. Eine
lebhafte Diskussion entbrennt um das Thema, das der aufkommenden
Frauenbewegung viel Zulauf verschafft. "Mein Bauch gehört mir" lautet
das Motto der Gegnerinnen des umstrittenen Paragrafen, die Frauen finden
große Unterstützung in der Bevölkerung. Aufgrund der Kampagne, die von
der späteren "Emma"-Gründerin Alice Schwarzer initiiert wird, können
innerhalb von zwei Monaten über 80.000 Solidaritätsunterschriften
gesammelt werden. 1974 tritt eine Neuregelung des Paragrafen 218 nach
dem Indikationsmodell in Kraft, das einen Schwangerschaftsabbruch unter
bestimmten medizinischen, sozialen oder ethischen Gründen erlaubt. Seit
1995 ist die Fristenlösung gültig, die einen Abbruch in den ersten drei
Schwangerschaftsmonaten zulässt, wenn vorher eine Beratung stattfindet.
1972: Das Olympia-Attentat 5. September 1972: Die Olympischen Spiele in München werden von
einer brutalen Geiselnahme überschattet. Das palästinensische
Terrorkommando "Schwarzer September" dringt mit Sturmpistolen bewaffnet
in die Appartements der israelischen Olympiamannschaft ein. Ziel der
Aktion ist es, inhaftierte Genossen freizupressen. Die bis dahin so
heiteren Spiele enden in einem Blutbad. Der Befreiungsversuch auf dem
Flughafen in Fürstenfeldbruck ist schlecht geplant und schlägt fehl, elf
israelische Sportler, fünf Terroristen und ein deutscher Polizist
verlieren ihr Leben.
Es folgen Diskussionen. Soll man die
Spiele fortsetzen? Ist in einer solchen Situation überhaupt an Sport zu
denken? Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Avery Brundage, entscheidet: "The games must go on." Die Spiele
müssen weitergehen. Erfolgreichster Sportler wird US-Schwimmer Mark Spitz mit sieben
Goldmedaillen. Und auch die BRD hat einen neuen Sportstar: Die erst 16-jährige
Ulrike Meyfarth gewinnt Gold im Hochsprung. Zwölf Jahre später in Los
Angeles wiederholt sie ihren Erfolg.
Präsident Richard Nixon
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1972: Der Watergate-Skandal Am 17. Juni 1972 nimmt die Polizei in Washington fünf Männer fest,
die versuchen, ins Watergate-Hotel
einzubrechen, wo die Demokratische Partei ihr Hauptquartier hat. Bei
den Ermittlungen stellt sich heraus, dass in der Parteizentrale
Abhörvorrichtungen installiert wurden - und dass einer der Einbrecher
Verbindungen zum amtierenden Präsidenten Richard Nixon hat. Die Regierung gibt sich erstaunt und
versucht den Fall herunterzuspielen.
Doch das gelingt nicht.
Der Watergate-Skandal zieht
immer weitere Kreise, die dubiosen Machenschaften, die Nixon gegen
politische Gegner anwendet, kommen nach und nach ans Licht. Das ist
unter anderem der Verdienst der beiden "Washington
Post"-Journalisten Bob Woodward
und Carl Bernstein. Dank einer
mysteriösen Quelle namens "Deep Throat"
veröffentlichen sie brisantes Material und werden zu Vorbildern des
investigativen Journalismus. Schließlich tauchen Tonbandaufnahmen aus
dem Weißen Haus auf, die Nixons
Verstrickung in den Skandal belegen. Das Vertrauen der Bürger in die
Politik ist erschüttert. Nixon erklärt am 8. August 1974 seinen
Rücktritt.
1973: Ölkrise und Fahrverbote Am 5. November 1973 beschließen Algerien, Irak, Katar, Kuwait,
Libyen, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, ihre
Erdölproduktion um 25 Prozent zu senken. Ziel der OPEC-Staaten
(Organisation erdölexportierender Länder) ist es, nach dem Ende des
Jom-Kippur-Krieges Druck auf die westlichen Länder auszuüben. So soll
die Freigabe der durch Israel besetzten Gebiete erreicht werden.
Besonders Deutschland ist von dem Ölboykott stark betroffen. Das
Wirtschaftsministerium verfügt Tempobeschränkungen und autofreie
Sonntage, um die Lage in den Griff zu bekommen. Zudem wird verstärkt
über energiesparende Technologien diskutiert. Ende des Jahres wird die
Erdölproduktion zwar wieder angehoben, doch die Rohölpreise erhöhen sich
um mehr als das Doppelte. Als Folge der Ölkrise rutscht Deutschland in
eine Rezession. Die Zahl der Arbeitslosen verdreifacht sich innerhalb
von 48 Monaten, die Inflationsrate steigt auf sechs Prozent. Das
Wirtschaftswunder in Nachkriegsdeutschland ist vorerst beendet.
1974: Weltmeister im eigenen Land 7. Juli 1974: Franz Beckenbauer reckt den goldenen Pokal in den
Münchner Himmel. Die BRD wird zum zweiten Mal Fußballweltmeister. Doch
der Sieg kommt etwas überraschend. Denn im Gegensatz zur
Europameisterschaft 1972, als alle Welt vom Zauberfußball schwärmt, den
Netzer und Co. hinlegen, läuft es zunächst nicht besonders rund. In der
Vorrunde quält sich das Team gegen Chile und Australien, und dann geht
auch noch der "Bruderkampf" gegen die DDR verloren. Jürgen
Sparwasser schießt das Siegtor zum 1:0.
Einen Vorteil hat die
Niederlage im politisch aufgeheizten Prestigeduell allerdings: Die
Mannschaft von Bundestrainer Helmut Schön landet in der leichteren
Zwischenrundengruppe und entgeht so Argentinien, Brasilien und Holland.
Auf die favorisierten "Oranjes" trifft die Schön-Elf erst im Endspiel -
und liegt schon nach einer Minute 0:1 zurück. Doch die Mannschaft gibt
nicht auf. Paul Breitner erzielt per Elfmeter den Ausgleich, und kurz
vor der Pause schießt Gerd Müller eines seiner typischen Tore: ein
Rechtsschuss aus der Drehung, unspektakulär, aber unhaltbar. Das Spiel
endet 2:1. Holland weint, Deutschland jubelt.
Riesenerfolg mit tanzbaren Hits
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1974: ABBA starten die Disco-Ära Napoleon erlebte dort seine schwerste Niederlage, doch ABBA
erringen mit "Waterloo" einen
bedeutenden Sieg. Am 6. April 1974 gewinnen Agnetha Fältskog, Björn
Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad in Dublin den "Grand Prix Eurovision De La Chanson". "Waterloo" stürmt die Charts, und zwar nicht nur in Europa,
sondern auch in den USA.
Für die vier Schweden, die den Bandnamen aus den Anfangsbuchstaben
ihrer Vornamen bildeten, ist dies der Beginn einer Weltkarriere.
Mit simplen, aber eingängigen Melodien, flotten Tanzschritten und
glitzernden Kostümen hauchen sie dem verstaubten Schlagerwettbewerb
neues Leben ein. ABBA sind die Vorreiter der Disco-Ära, die die zweite
Hälfte der 70er musikalisch dominiert. Die Tanzflächen sind voll, wenn Songs von Boney M., Village People oder Baccara gespielt
werden. Mit "Saturday Night Fever"
gibt es einen passenden Kinofilm zum Phänomen. Anfang der 80er Jahre
ebbt die Welle ab, ABBA verkünden 1982 ihre Trennung. Ihr Vermächtnis:
350 Millionen verkaufte Platten und ungezählte Nummer-Eins-Hits auf fünf
Kontinenten.
1975: Ende des Vietnamkriegs April 1975: Die kommunistischen Truppen des Nordens nehmen die
südvietnamesische Hauptstadt Saigon ein. Das seit 1954 geteilte Land
wird wiedervereint, der Vietnamkrieg ist offiziell beendet. Die Bilanz
ist furchtbar. Mindestens 1,5 Millionen Menschen haben ihr Leben
verloren, ganze Landstriche sind wegen des Einsatzes chemischer Waffen
verseucht, die Bevölkerung leidet zum Teil bis heute an den Folgen.
Bereits zwei Jahre vorher, im März 1973, verlässt der letzte US-Soldat das Land. Der
Stellvertreterkrieg in Südostasien, mit dem die Ausbreitung des
Kommunismus verhindert werden soll, wird für die Supermacht USA zum Trauma:
Verluste an der Front, Proteste zu Hause. Zehntausende verwundete
Soldaten kehren desillusioniert in die Heimat zurück. Auf sie warten
keine jubelnden Massen, sondern Vorwürfe.
Auch in Vietnam sind
mit dem Kriegsende nicht alle Konflikte beseitigt. Über eine Million
Vietnamesen flüchten in den kommenden Jahren als "Boat People" vor dem neuen Regime, das Arbeits- und
Umerziehungslager errichtet. Viele von ihnen landen in Deutschland. Erst
Mitte der 80er Jahren normalisiert sich das Leben wieder.
Gruseliger Kinohit
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1975: "Der weiße Hai" begründet die Blockbuster-Ära 1975 bilden sich Menschenschlangen vor den Kinos, wie man sie bis
dahin noch nicht erlebt hat. Jeder will ihn sehen, den Gruselthriller
über einen wild gewordenen Hai, der vor der Ostküste Amerikas
nichtsahnende Schwimmer verspeist. "Der weiße Hai" wird zum bis dato
erfolgreichsten Film aller Zeiten und läutet zusammen mit "Krieg der
Sterne", den Spielbergs Freund George Lucas 1977 herausbringt, die Blockbuster-Ära des Kinos ein. Die
Filmkopien wandern nicht mehr von Stadt zu Stadt, sondern werden in
einer großen Anzahl zeitgleich im ganzen Land gezeigt. Die
Produktionskosten steigen in den vielfachen Millionenbereich,
gleichzeitig werden Werbung und Vermarktung der Filme immer wichtiger.
Für den 28-jährigen Regisseur Steven
Spielberg ist "Der weiße Hai" der Anfang einer großen Hollywood-Karriere. Filme wie "E.T.", "Jurassic Park" oder "Indiana Jones" machen ihn zum
erfolgreichsten Regisseur aller Zeiten. 1994 gewinnt er den Oscar für
das Holocaust-Drama "Schindlers Liste".
1976: Die Seveso-Katastrophe Am 10. Juli 1976 ereignet sich in Norditalien der größte
Chemieunfall in der Geschichte Europas. In der Chemiefabrik "Icmesa"
kommt es nach technischen Schwierigkeiten zu einer unkontrollierten
Reaktion. Als Folge zieht eine ätzende Chemikalienwolke durch die
benachbarte Ortschaft Seveso. Es ist das Dioxin TCDD, eines der
stärksten Gifte überhaupt. Schon weniger als ein Milligramm kann tödlich
sein. In Seveso wird mindestens ein Kilogramm freigesetzt.
Die
Folgen sind dramatisch. In der näheren Umgebung der Fabrik sterben
Vögel, Katzen und Kaninchen. 70.000 Tiere werden notgeschlachtet, die
Häuser von 40 Familien werden abgerissen. Knapp 200 Menschen erkranken
akut an Chlorakne, wie viele mit den Spätfolgen des Unfalls zu kämpfen
hatten und haben, steht bis heute nicht fest. Die Betreiberfirma
versucht anfangs, den Unfall zu vertuschen und leugnet den Zusammenhang
zwischen dem Dioxinaustritt und den gesundheitlichen Folgen. Erst fünf
Jahre später werden die Betroffenen entschädigt.
1977: Computer werden massentauglich Im April 1977 bringen Steve Jobs
und Steve Wozniak den Apple II auf den Markt. Der Rechner
kostet 1298 Dollar, zeigt nur Großbuchstaben an, besitzt einen
Arbeitsspeicher von gerade einmal 64 KB (Kilobyte) - und wird ein
Verkaufsschlager. Bis zu diesem Zeitpunkt werden nur Bausätze wie der
legendäre Altair 8800 verkauft.
Der Apple II hingegen ist der
erste PC (Personal Computer) im
Handel, der den Computern
gleicht, die wir heute kennen. Er hat eine Tastatur und einen Bildschirm
und kann Daten auf Disketten speichern.
"Es gibt keinen Grund,
warum jemand einen Computer in
seinem Haus haben wollen würde", sagt Ken Olsen, Chef der Computerfirma “DEC“, im selben Jahr.
Er täuscht sich. Der Erfolg des Apple
II markiert den Einstieg ins Computerzeitalter,
in dem Rechner am Arbeitsplatz und zu Hause unverzichtbar werden. Die Apple-Chefs Jobs und Wozniak
begründen mit dem Apple II ein
Imperium, das auch Jahrzehnte später noch für Innovationen wie den iPod sorgt.
Die RAF überzog Deutschland mit Terror
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1977: RAF-Terror im "Deutschen Herbst" Am 5. September 1977 entführt die Rote Armee Fraktion (RAF)
Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer. Er soll gegen inhaftierte
RAF-Mitglieder ausgetauscht werden. Als die Bundesregierung sich
weigert, eskaliert die Situation. Ein palästinensisches Terrorkommando
entführt die Lufthansa-Maschine "Landshut" mit 87 Menschen an Bord, um
den Forderungen Nachdruck zu verleihen. Eine fünftägige Odyssee beginnt,
die die "Landshut" von Italien bis nach Somalia führt.
Bundeskanzler Helmut Schmidt beruft den Großen Krisenstab ein, dem
Mitglieder aller Bundestagsfraktionen angehören. Am 18. Oktober stürmt
ein GSG-9-Kommando
(Grenzschutzgruppe 9) die Maschine und beendet die Geiselnahme. Noch in
derselben Nacht nehmen sich die inhaftierten RAF-Anführer Andreas
Baader, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin in ihren Zellen im
Hochsicherheitsgefängnis Stammheim das Leben. Einen Tag später wird
Schleyers Leiche in Frankreich gefunden. Der "Deutsche Herbst" markiert
den blutigen Höhepunkt des RAF-Terrorismus, doch auch in den folgenden Jahren
sind die Terroristen aktiv. Erst 1998 verkündet die RAF ihre
Selbstauflösung.
1978: Das erste Retortenbaby Am 25. Juli 1978 kommt Louise Joy
Brown in der Nähe von Manchester zur Welt. Eine Sensation, denn
sie ist das erste Baby, das mittels einer künstlichen Befruchtung
gezeugt worden ist. Dem Körper der Mutter wurde eine Eizelle entnommen,
in die im Labor ein Spermium des Vaters eingeführt wurde. Als der Embryo
anfing, sich zu teilen, wurde er in die Gebärmutter eingepflanzt. Louise Joys Zeugung löst eine
weltweite Diskussion über Ethik und Moral aus. Wie weit dürfen Ärzte
gehen? Ist ein im Reagenzglas gezeugtes Kind mit christlichen
Wertvorstellungen vereinbar?
Doch die Methode setzt sich durch.
1982 wird in Erlangen Oliver W. geboren, das erste deutsche
Retortenbaby. Inzwischen zählt die In-Vitro-Fertilisation zum
Standardprogramm in den Fortpflanzungskliniken. Weltweit gibt es mehr
als drei Millionen Menschen, die das Ergebnis einer künstlichen
Befruchtung sind. Und Louise Joy Brown?
Die Engländerin heiratet 2004 und bekommt 2006 einen Sohn - nach einer
natürlichen Zeugung.
1979: Islamische Revolution im Iran Schon 1978 werden die Proteste im Iran gegen den autoritären
Herrschaftsstil des Schahs Mohammad Pahlavi immer größer. Am 16. Januar
1979 beugt er sich dem Druck der Massen und verlässt das Land. Zwei
Wochen später kehrt der von Pahlavi verfolgte Ayatollah Khomeini aus
seinem Pariser Exil nach Teheran zurück, wo er von Millionen Iranern
begeistert empfangen wird. Der Iran wird in einen islamischen
Gottesstaat umgewandelt, mit Khomeini an der Spitze. Das Gesetz der
Scharia wird eingeführt, das Folterungen und Steinigungen zulässt und
Frauen als Menschen zweiten Ranges behandelt. Westliche Kultur und
Kleidung sind verpönt.
Der Iran gerät zunehmend in die
Isolation. Die Herrscher der angrenzenden arabischen Staaten fürchten
die Ausbreitung der islamischen Revolution. Im September 1980 beginnt
der erste Golfkrieg gegen den Iran, der bis 1988 andauert. Auch nach
Khomeinis Tod 1989 behält der Iran seinen Konfrontationskurs bei. 2005
stellt Präsident Ahmadinedschad durch Verstöße gegen den
Atomwaffensperrvertrag sowie antisemitsche Äußerungen das Land ins
weltpolitische Abseits.
1979: Sowjetischer Einmarsch in Afghanistan Seit 1978 die kommunistische "Demokratische Volkspartei" die Macht
übernahm, befindet sich Afghanistan am Rande des Bürgerkrieges.
Säkularisierte Sozialisten, die eine Annäherung des Landes an den
Ostblock verfolgen, stehen den fanatisch-religiösen
Mudschaheddin-Kämpfern gegenüber. Die Situation eskaliert, als am 25.
Dezember 1979 sowjetische Truppen in das Land einmarschierten, um die
Kommunisten zu unterstützen.
Doch die Sowjetunion unterschätzt
den Widerstand und die Opferbereitschaft ihrer Gegner. Hinzu kommt, dass
die USA
heimlich den Guerilla-Kampf der Mudschaheddin unterstützen. Zehn Jahre
dauert die Besetzung und endet ähnlich verheerend wie der Vietnamkrieg:
Über eine Million Tote sind zu beklagen, als die demoralisierte
sowjetische Truppe 1989 ein zerstörtes Land verlässt. Doch auch nach dem
Abzug der Sowjets findet Afghanistan keinen Frieden. Der Bürgerkrieg
geht weiter. 1995 kommen die radikal-islamischen Taliban an die Macht,
die im Oktober 2001 von US-Truppen
gestürzt werden, jedoch bis heute Einfluss haben und Terroranschläge
verüben.