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Thema: Rezessionen Di Apr 13, 2010 10:35 am
Weltsportler, Teil VI: Valentino Rossi Tavullias Sohn und Sieger Valentino Rossi, Macho und Motorrad-Genie, führt das waghalsige Leben, von dem Italiens Provinz immer träumte – inzwischen kennt er den Preis dafür.
Lungotevere, ein kleiner Mond, die Luft ist lau und die Straße bietet sich an. Links fließt träge der Tiber, dahinter glitzert die Engelsburg, rechterhand laufen die Nachtschwärmer zur Piazza Navona. Was soll denn das Ding noch im Vergaser, hat der Mechaniker gesagt, und es einfach rausgenommen. Keine Widerrede abgewartet, man will ja auch nicht das einzige unfrisierte Mofa in ganz Rom haben. Wrrumm, was schafft es denn jetzt, das Free, 40, 50, 60, 70, siebzig! Nicht zu fassen! Die Engelsburg fliegt vorbei, der Friedensaltar des Augustus, der Justizpalast, wrrumm! Piazza del Popolo und ab in den Tunnel, einmal richtig durchkrachen.
Schon okay, ist nur ein mickriges Free, macht aber gar nichts. In solchen Nächten sind wir alle ein bisschen Valentino Rossi. Als Rossi einmal in der 125er Klasse in Mugello gewann, widmete er den Sieg den Carabinieri seines Heimatortes Tavullia. „Ich habe vier Crossräder“, sagte Rossi, „die sind ein bisschen frisiert. Eines hat mir deswegen der Gabba von den Carabinieri beschlagnahmt. Dann hat er mich mit dem nächsten angehalten, hat sich den Motor angeschaut und gesagt: in Ordnung. Dabei hatte ich das genauso behandelt. Du bist eben doch ein richtig blöder Carabiniere, hab‘ ich dem gesagt.“ In Tavullia konnten sie darüber nicht lachen. „Wenn wir den noch einmal erwischen“, schnaufte der Maresciallo, „gibt es kein Pardon!“
So steht es in der Biografie Rossifumi. Seither hat Rossi Weltmeistertitel in allen Klassen geholt: 125 ccm, 250 ccm, 500 ccm und MotoGP, startet am Sonntag in Mugello als Titelverteidiger und Führer der Gesamtwertung – und lebt in London, Saint James Street, weit weg von Tavullia und seiner strengen Polizei, von den Fans und dem italienischen Fiskus. Was nicht bedeutet, dass er seinem Dorf in den Marken am Ende einer kurvenreichen Straße in den Hügeln hoch über dem Meer wirklich entwachsen ist.
Start mit Stützrädern
Rossi ist der Junge aus der Provinz, der es in die große, weite Welt geschafft hat, aber auf die erstaunte Frage an sein eigenes Riesen-Ego: „Warum bin ich eigentlich Weltmeister geworden?“ ganz ernsthaft antwortet: „Weil der Uccio mich sonst verprügelt hätte.“ Der Uccio heißt eigentlich Alessio Salucci, er ist Rossis Freund seit Sandkastentagen. Man schwänzte gemeinsam die Schule, lieferte sich Rennen haarscharf am Rand des Abwasserkanals und versuchte mit nicht sehr großem Erfolg, in der Disko die Mädchen aufzureißen.
Valentino Rossi freut sich über einen Grand-Prix-Sieg. Foto: AP
Inzwischen ist Rossi die Kultfigur seiner Generation. Für das Rennen in Mugello hat es wegen des Andrangs erstmals nicht geklappt, Busse wenigstens für die Fans aus den Marken zu organisieren – jeder muss für sich allein anreisen und sich irgendwie eine Eintrittskarte verschaffen, zum Preis zwischen 70 und 150 Euro. Max Biaggi, der Zweitplatzierte und ärgste Konkurrent Rossis, hat den Mitgliedern seines Fanklubs einen Rabatt von 30 Prozent versprochen. Biaggi ist ja auch nicht davor zurückgeschreckt, in Auditore einen Klub einzuweihen, eine Vereinigung eingefleischter Rossi-Hasser nur 20 Kilometer von Tavullia. Und Rossi hat dazu gesagt: „Ich bin Weltmeister, weil ich nicht aus Auditore komme.“ Biaggi und er können sich nicht leiden, dazu kommen wir später.
Valentino Rossi hat früh angefangen. Beim ersten WM-Titelgewinn war er 17, seither ist er um drei Zentimeter gewachsen. Er ist die Symbolfigur der Baby-Bikers, welche die Sehnsüchte ihrer eigenen, nie richtig erwachsen gewordenen Eltern realisieren sollten. Das sind Familienväter, die mit dem Volksbarden Lucio Battisti aufgewachsen sind und mit seiner Ballade Motocicletta, in der als ultimativer Liebesbeweis dem Mädchen ein Motorrad angeboten wird, um sie doch noch rumzukriegen.
Hinter Valentino steht Graziano, Jahrgang 1954, ausgebildeter Grundschullehrer, leidenschaftlicher Cross-Fahrer und leidlicher Rennfahrer mit drei GP-Siegen in der 250er Klasse. Von Graziano geht die Mär, er sei mal mit einem Huhn an der langen Leine durch Pesaro flaniert, und was diesen Hang zum fröhlichen Anarchismus angeht, mit dem sich so viele Italiener identifizieren möchten – den hat er an seinen Sohn ziemlich dominant weitervererbt. Graziano jedenfalls schenkte dem zweijährigen Valentino ein elektrisches Mofa mit Stützrädern, und damit ging es los. Mit zehn fuhr der Kleine Kartrennen, ein Jahr später war er schon Meister der Region Marken, mit 13 stieg er dann endgültig aufs Zweirad. 1996 unterzeichneten die Eltern Rossi für ihren Sohn den ersten Vertrag mit der italienischen Traditionsmarke Aprilia.
Die Tifosi sind hingerissen
Italien hat andere starke Motorradfahrer hervorgebracht, Carlo Ubbiali etwa, mit neun Weltmeistertiteln und allen voran den 15-maligen Weltmeister Giacomo Agostini. Durch Max Biaggi, der in der 250er Klasse vier Titel gewann, erfuhren die Rennen in den neunziger Jahren neuen Auftrieb, aber erst Rossi hat sie zum Massenerlebnis gemacht, zum populärsten Sport Italiens nach Fußball und Formel 1. Mugello wird am Sonntag ein TV-Großereignis werden – auf einem Fernsehkanal von Ministerpräsident Berlusconi.
Valentino Rossi ist das erste Medienphänomen einer Branche, in der bisher die wortkargen, harten Asphaltpiraten vom Schlage Biaggis dominierten. Dem Jungen aus Tavullia gelingen atemberaubende Aufholjagden, nur der Start bleibt sein Schwachpunkt, schließlich ist er passionierter Langschläfer. Bei den Siegesfeiern aber dreht Rossi als Valentinik, Rossifumi, Dottor Rossi richtig auf. In England ist er schon im Robin-Hood-Kostüm auf die Bühne gekommen, legendär wurden sein Auftritte als Supermann und die Triumphfahrt mit einer aufblasbaren Puppe. Einmal setzte sich ein als Huhn verkleideter Kumpel auf den Sozius, und Valentino Rossi trug unter seinem Rennanzug ein T-Shirt mit dem Aufdruck Pollo Osvald. Der mysteriöse Sponsor war ein Hähnchenbräter aus Tavullia, der Valentino Rossi in dessen kurzer Amateurzeit mit seinen Produkten versorgt hatte.
Die Tifosi waren hingerissen von diesen Einlagen. Endlich fuhr da einer von ihnen mit augenscheinlicher Leichtigkeit von Sieg zu Sieg, von einem Titel zum nächsten, kratzte sich aber vor dem Start abergläubisch an den Hoden und erklärte in schöner Offenheit, dass er beim Fußballspielen übrigens „eine Totalniete“ sei und es mit den Mädchen irgendwie auch nicht hinbekäme. „Frauen sind wie Journalisten: Wenn du gewinnst, kommen sie von allein“, hat Rossi, ganz Dorfmacho, auch schon mal getönt, dann aber zugegeben, dass er leider noch keine Freundin habe. „Jedenfalls, wenn ich eine Frau wäre, würde ich den ganzen Tag meinen eigenen Busen anfassen.“
Wrrumm! Intensiv pflegt Valentino seine Intimfeindschaft zu Max Biaggi, dem düsteren Kosaren aus Rom. Inzwischen fahren beide für Honda und mussten deshalb etwas runterschalten, aber hinter der coolen Fassade brodelt es weiter, so hingebungsvoll verabscheuen sie sich. In dieser Woche gab es für Italiens Motorsportler einen Empfang beim Staatspräsidenten. Rossi hatte Besseres vor. Biaggi ließ sich im Vorraum des Quirinalspalastes noch schnell eine Krawatte umbinden und kommentierte genüsslich: „Schlecht für Rossi, dass er nicht gekommen ist. Bei solchen Terminen darf man nicht fehlen.“ Biaggi hat es dem Rivalen nie verziehen, dass Rossi ihm beim ersten Überholmanöver in der 250er Klasse den Stinkefinger zeigte und bis heute verbreitet, er könne sich vorstellen, noch alles zu werden, „nur nicht wie Max Biaggi“. Verbal haben sich die beiden auf allen Ebenen beharkt und in Spanien kam es vor zwei Sommern auch mal zu einer handfesten Rauferei.
„Ein Schmerz, der nicht nachlassen will“
Valentinos Lieblingssänger heißt auch Rossi, Vasco Rossi, er ist der Barde der Baby-Bikers, und singt ihre Hymne Voglio una vita spericolata, ich will ein waghalsiges Leben. Inzwischen kennt der Weltmeister den Preis. Seine Manager haben um ihn schier undurchdringliche Mauern gezogen. „Man kann mit ihm nicht mehr reden“, klagen selbst die Funktionäre des Motorsportverbandes. Vor einem halben Jahr hatte Rossi eine Bombendrohung erhalten und stand zeitweise unter Polizeischutz. Da war die Leichtigkeit dahin, für alle sichtbar. Beim letzten Grand-Prix-Sieg war er so nervös, dass er eine Italien-Fahne, die die Fans ihm reichten, unwirsch zu Boden warf. „Hab‘ nicht richtig hingeschaut, hätte auch von der Schwulenbewegung kommen können“, wollte Rossi sich später rechtfertigen. Übler Ausrutscher. Entschuldigt hat er sich nicht.
Der Champion sei müde geworden, heißt es neuerdings. Er langweile sich auf der Piste, die Konkurrenten ödeten ihn an. Ein waghalsiges Leben wollte er, wie so viele Jungen auf dem Land, die den Tod in jeder Kurve herausfordern, weil das der einzige Kitzel in ihrem sonst so eintönigen Alltag ist. Und wie so viele hat Valentino Rossi, der Alleskönner, das millionenschwere Pistengenie, Freunde bei einer solchen Raserei verloren, gleich drei in einer Nacht. Es geschah auf der Straße von Pesaro nach Tavullia, und es ist, sagt Rossi, „ein Schmerz, der nicht nachlassen will. Jedesmal, wenn ich nach Hause fahre, muss ich am Unfallort vorbei. Jedesmal hoffe ich, dass da keine Blumen stehen, dass das alles nicht passiert ist“.
Aber es ist passiert. Am 6. April ereignete sich der letzte tödliche Unfall beim Moto-GP in Suzuka – der Japaner Daijro Kato raste mit über 200km/h in die Absperrmauer. Valentino Rossi denkt angeblich schon an seinen Rückzug. Er ist 24 Jahre alt.
Zuletzt von Admin am Di Apr 13, 2010 10:36 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Thema: Ein Ferrari gegen die Langeweile Di Apr 13, 2010 10:36 am
Ein Ferrari gegen die Langeweile
Von Gerd Schneider, Frankfurt DruckenVersendenSpeichernVorherige Seite linkfurloneviewyiggwebnewsfacebookwongdeliciousdigg Spaß bei der Siegerehrung: Valentino Rossi
Spaß bei der Siegerehrung: Valentino Rossi 15. September 2005
Daß der italienische Motorrad-Star Valentino Rossi die Ranglisten anführt, ist nichts Ungewöhnliches. Der Sechsundzwanzigjährige dominiert seinen Sport seit Jahren. Er ist sechs Mal Weltmeister in der Grand-Prix-Serie geworden, vier Mal nacheinander in der Königsklasse „MotoGP“, und schon an diesem Sonntag, beim Großen Preis von Japan in Motegi, dem zwölften von siebzehn Läufen, könnte der fünfte Streich folgen.
Doch inzwischen weisen auch die Feuilletons der italienischen und englischen Tageszeitungen Valentino Rossi als Nummer eins aus - in den Bestsellerlisten der Sachbücher. Seine Biographie mit dem Titel „Ich, Valentino“, in seiner Heimat seit Wochen Spitzenreiter, stürmte innerhalb weniger Tage nach dem Erscheinen in Großbritannien auch die dortigen Charts. Als hätten sie in England nur gewartet auf die Geschichte des italienischen Überfliegers, der nicht nur wie ein Lausbub aussieht, sondern sich auch so benimmt. „Er ist ein Phänomen“, schrieb kürzlich die „Times“, „sein Wert für den Motorrad-Rennsport ist unermeßlich.“ Schillernder Figur mit Lockenkopf
Beinahe unbemerkt in Deutschland, wo die Branche seit Jahren darbt, ist Rossi zu einem Weltstar geworden: eine schillernde Figur mit Lockenkopf und buschigen Koteletten, der die inzwischen 240 PS starken Ungetüme mit einer Leichtigkeit bewegt, die seine Fans sprachlos und seine Gegner „ganz deppert“ macht, wie der frühere Weltmeister Anton Mang sagt. Als Rossi noch für den Branchenführer Honda fuhr, konnte so mancher Konkurrent dessen Überlegenheit damit erklären, daß er das beste Motorrad und das beste Team hatte. Doch mit seinem Wechsel zu Yamaha vor zwei Jahren beseitigte der Italiener die letzten Zweifel an seiner Ausnahmestellung. Yamaha hatte zwölf Jahre keinen WM-Titel mehr gewonnen und fuhr hoffnungslos hinterher. Zur Bildergalerie Im August testet er schon einmal den FerrariAkrobat auf dem MotorradPersönliche Pflege des ArbeitsgerätsIm Dialog mit seinem Yamaha-Teamchef Jeremy Burgess (l.)Langeweile bei der PressekonferenzAuch auf langsameren Maschinen unterwegs
Dann kam Rossi. Er hatte sich von den zur Selbstherrlichkeit neigenden Honda-Oberen schlecht behandelt gefühlt. So wurde seine erste Saison auf Yamaha zu einer Triumphfahrt und zu einem Rachefeldzug zugleich. Er wurde auf Anhieb Weltmeister. Spätestens seit diesem Titel, seinem vierten in der „MotoGP“-Kategorie, fährt Rossi in seiner eigenen Klasse. Seine letzten Gegner sind die Großen des Motorradsports, Jahrhunderfahrer wie Mike Hailwood oder Giacomo Agostini - und deren immer noch gültigen Rekorde. Von den bisherigen elf Saisonrennen gewann Rossi neun. Sein Vorsprung vor seinem Landsmann Max Biaggi (Honda), der ihm nach wie vor in herzlicher Abneigung verbunden ist, beträgt 132 Punkte. Wann wird auch dieses Spielchen langweilig? Zum Thema
* Motorrad: Erster Sieg für Rossi, Hofmann Elfter in Jerez * Motorrad: Erste WM-Punkte für Jenkner auf dem Sachsenring
Inzwischen scheint Rossi seinen Spaß daraus zu saugen, daß er mit seinen Gegnern bei Geschwindigkeiten bis zu 330 Kilometern pro Stunde Katz und Maus spielt. Er hängt sich an den Führenden, fährt ihm geduldig hinterher, um ihn dann in der vorletzten oder letzten Runde auf abgefahrenen Reifen wie einen Hobbyfahrer stehen zu lassen. Die Frage ist, wann ihm auch dieses Spielchen langweilig wird. Das könnte dann der Moment sein, an dem Rossi tatsächlich in die Formel 1 wechselt. Sein Vertrag mit Yamaha läuft noch ein Jahr. Noch im vergangenen Jahr hatte Rossi, für den Fall eines Wechsels von zwei auf vier Rädern, seine Vorliebe für Rallye-Fahrzeuge angedeutet.
Doch inzwischen schließt er es nicht mehr aus, eines Tages in der Formel 1 zu fahren. Es heißt, im nächsten Jahr werde er sich auf der Ferrari-eigenen Rennstrecke in Maranello auf das Abenteuer vorbereiten. Ob aus dem Experiment mehr wird, ist ungewiß. Rossi dementierte zunächst einmal die Pläne, da er überhaupt keine Zeit für ein Engagement hätte. Doch schon jetzt geistert das Phänomen Rossi wie ein Phantom durch die Formel-1-Szene. Am Mittwoch fühlte sich auch der schottische Pilot David Coulthard zu einem giftigen Gruß an den Italiener bemüßigt. „In einer Sache besonders gut zu sein heißt noch lange nicht, daß man eine andere Sache genauso gut kann“, sagte er dem Fachblatt „Motorcycle News“. Ein Italiener in einem Ferrari Weltmeister
Die Unruhe kommt nicht von ungefähr. Die Formel-1-Branche giert nach Figuren mit Star-Appeal. Der „Dottore“, wie Rossi in Italien genannt wird, ist wie ein Gegenentwurf zu den aktuellen Rennfahrern, die in ihrem Aussehen und Verhalten so stromlinienförmig sind wie ihre Fahrzeuge gerne wären. „Die Piloten in der MotoGP sind ein trauriges Volk“, sagte Rossi kürzlich, wie meistens halb ernst und halb im Spaß, „ihr Leben besteht darin, daß sie immerzu trainieren und früh schlafen gehen.“
In Tavullia, seinem Heimatort unweit von Urbino in Mittelitalien, wollen Anhänger auf Plakaten gegen einen Wechsel in die Formel 1 protestieren. Doch die meisten italienischen Rennsportfans sind wie elektrisiert von der Vorstellung, daß ihr Held eines Tages für Ferrari Rennen fährt. Ein Italiener in einem Ferrari Weltmeister: „ein italienischer Traum“, wie die Zeitung „Corriere dello Sport“ schrieb. Der Letzte, dem das gelang, war Alberto Ascari - vor 52 Jahren.
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Thema: Kurvenjagd auf Rossis Hausstrecke Di Apr 13, 2010 10:39 am
Platz 7: Kurvenjagd auf Rossis Hausstrecke Ralf SchützeMotorvision präsentiert: Die Top 20 des Auto- und Motorradjahres 2008. Auf Platz 7 landet kein neues Bike, sondern die Straße, auf der Motorrad-Superstar Valentino Rossi das Fahren gelernt hat... Valentino Rossi - Serien-Weltmeister, Rekordsieger, als aktiver Rennfahrer schon so legendär wie Giacomo Agostini. Wo Valentino mit einem frisierten Roller fahren gelernt hat, kommen Durchschnitts-Biker voll auf ihre Kosten: Südlich von Rimini auf dem 22 km langen Kurvengeschlängel zwischen Gabicce Mare und Pesaro, das den bezeichnenden Namen „Panoramica“ trägt.
Rossi hat es in seiner Autobiographie verraten: Nirgends hat er so fahren gelernt, wie in Privatrennen gegen seine Jungendfreunde auf der Panoramica – jener kurvigen Landstraße, die elf km von seinem Heimatort Tavullia entfernt an der Adria entlang führt. Laut Rossi „eine schmale, gewundene Straße, und für uns eine Rennstrecke.“ Autobahn und Superstrada („SS 16“) verlaufen parallel. Wer auf der Panoramica (offiziell „SP 44“) fährt, tut dies aus Spaß an Kurven, Kuppen, kurzen Geraden, extremen Steigungen und Bergab-Passagen und nicht zuletzt wegen des immer wieder schönen Ausblicks auf die smaragdgrüne bis tiefblaue Adria. Die Panoramica beginnt am nördlichsten Küstenzipfel der Region Marken, die an den Süden der Emilia Romagna grenzt – exakt dort, wo die Adriaküste nach den kilometerlangen Sandstränden von Rimini und Cattolica plötzlich bergig wird.
Rossis Rhythmus: Schule, Essen, Panoramica
Atemberaubende Perspektiven haben der Panoramica ihren Namen verliehen. Aber deswegen sind der jugendliche Valentino und seine Kumpels nicht immer direkt nach der Schule hierher gekommen. Rossi in seiner Autobiographie („Valentino Rossi“, bombus-Verlag): „Unser Tagesablauf war ziemlich simpel: Schule, Essen, Panoramica. Wir trafen uns am frühen Nachmittag, und dann gab es nur noch uns und die 22 km lange Straße. An manchen Tagen fuhr ich die Panoramica vier- oder fünfmal hinauf und hinunter.“Aber die beliebte Hausstrecke von Rossi und Co. hatte (und hat auch heute noch) durchaus ihre Tücken: Schlechter Belag in vielen Kehren sorgt abrupt für fehlende Reifenhaftung. Umso schlimmer: Meist hohe Bepflanzung neben dem Asphalt sowie das ständige Aufundab der Straße führen zu vielen unübersichtlichen Stellen, wodurch tückische Fahrbahnabschnitte umso überraschender auftauchen. Das hat wohl Rossis Reaktionsvermögen geschult und ihn für die legendären Duelle mit Max Biaggi, Sete Gibernau oder heutzutage Casey Stoner geschult.
Schürfwunden mit Salzwasser geheilt
Ganz ungeschoren kam der in dieser Gegend beheimatete und sehr beliebte „Vale“ nicht immer davon. Zerschundene Knie und Ellbogen zeugten bei ihm und seinen Freunden immer wieder von schmerzlichen Ausrutschern auf der Suche nach einer neuen Bestzeit. Ihre Wunden kurierten die Westentaschen-Agostinis nach den Wettfahrten auf der Panoramica umgehend im Salzwasser der Adria. Vorzugsweise in Gabicce Mare am Fuße des Gabicce Monte, wo die Panoramica ihren nördlichen Startpunkt hat. Am Badestrand Nummer 35 wird der Mann mit der berühmten Startnummer 46 heute noch ab und zu gesichtet. Allerdings ist er längst viel zu populär, um das genießen zu können. In Sekundenbruchteilen wird ein Bad in der Adria ein hektisches Bad in der Menge, wenn die ersten Tifosi den Über-Biker erkennen.
Die berühmte 46 bei Bagni 35
Sechs Badestrände weiter am „Bagni 29“ hat Alessandro Rondolini zusammen mit Vater Tonnino und Mutter Helen das Sagen. Er kennt die Panoramica wie jeder Bewohner von Gabicce Mare nur zu gut. Und der 30jährige Bademeister fährt auch gerne die Kurvenkombinationen der Traumstraße. Allerdings: „Mit meiner alten BMW R 100 GS fahre ich eher gemütlich entlang. Ich hole meine Freunde mit ihren 600er Yamahas erst bei der nächsten Pause wieder ein – jeder fährt eben so, wie es ihm gefällt.“Alessandro warnt nicht nur vor unübersichtlichen Stellen und schlechtem Fahrbahnbelag, sondern auch vor Wildwechsel: „Die Panoramica verläuft durch den Naturpark San Bartolo. Dort leben sehr viele Tiere und deshalb muss man mit Wildwechsel rechnen. Wildschweine und Stachelschweine können plötzlich die Fahrbahn kreuzen.“ Alessandro kennt aber auch einen der besten Aussichtspunkte: Kurz vor dem idyllischen Bergdörfchen Casteldimezzo (acht km südlich von Gabicce, ein kurzer Abstecher lohnt sich) führt ein Schotterweg links von der Panoramica weg den Berg hinauf. Von hier aus hat man einen wundervollen Weitblick über die bergige Küste.Wer die Faszination der Panoramica mit ihrem 22 km langen Kurvengeschlängel genießt, kann dies mit einem erholsamen Badeaufenthalt in Gabicce Mare kombinieren, bei der nahegelegenen MotoGP-Rennstrecke von Misano Rennluft schnuppern oder in der direkten Umgebung von Gabicce Kultur- und Shoppingtrips nach San Marino, Gradara oder Urbino unternehmen.
Sportbar Tavullia – Wiege vieler Rossi-Gags
Ein Tipp: Vor dem flotten Ritt über die Panoramica in Gabicce Mare in der Gelateria „Bellavista“ ein Eis schlecken. Hier tummeln sich zahllose Motorrad- und Rollerfahrer. Die Möchtegern-Rossis unter ihnen nehmen vor allem am Wochenende gerne und oft die Traumstraße nach Pesaro unter die Räder. Nach der Panoramica kann man den Weg zurück nach Gabicce übers Hinterland mit einem Abstecher in Rossis nahegelegenen Heimatort Tavullia verbinden. Anziehungspunkt dort: Zum Beispiel die Sportbar von Rossis Jungendfreund Pedro, wo einige der berühmten Gags der Rossi-Gang ausgeheckt wurden – etwa jener, als Valentino einen Grand Prix-Sieg in der Auslaufrunde mit einer aufblasbaren Gummipuppe auf dem Rennmotorrad zelebrierte. Wieder zurück in Gabicce Mare bietet sich an, eine Holzofen-Pizza mit scharfem Olivenöl („olio piccante“) in der Pizzeria „Mazzini“ zu verdrücken. Die Gelateria Bellavista und die Pizzeria findet man im Badeort Gabicce standesgemäß nahe der „Via Panoramica“.
Anreise:
Über die Autobahn Bologna – Ancona, Ausfahrt „Cattolica / Gabicce Mare“ (von München aus ca. 650 km). Von Gabicce Mare aus hinauf zum Gabicce Monte, dort beginnt die Panoramica und führt bis ins 22 km entfernte Pesaro. Infos über Gabicce und Umgebung: www.gabiccemare.com.
Unterkunft:
Hoteltipp in Gabicce: Hotel Venus. Die Besitzerfamilie Barbieri ist motorradfreundlich, es gibt neben reichlich Parkplätzen auf dem Hotelgelände auch einige Motorradstellplätze in einer kleinen Garage. Tourtipps samt Karte sind selbstverständlich. Das Vier-Sterne-Haus mit Wellnesskomfort ist von den Preisen her eher für eine ausgiebige Ruhepause nach längerer Biketour geeignet, weniger als einmalige Unterkunft. www.hotelvenus.it.
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Thema: Rossi gedenkt Abe: Er war eine große Inspiration Di Apr 13, 2010 10:42 am
Rossi gedenkt Abe: Er war eine große Inspiration - 11.10.2007
(adrivo.com) Valentino Rossi erinnerte sich vor dem Rennen auf Phillip Island noch einmal an sein verstorbenes Idol Norifume "Norick" Abe.
Valentino Rossi hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er ein großer Verehrer der Fahrkünste von Norifume "Norick" Abe war. Umso mehr hat es den Italiener getroffen, als er von dem tödlichen Unfall des Japaners erfuhr. Für Rossi war es umso schmerzlicher, weil mit Colin McRae ein weiteres seiner Idole vor kurzer Zeit einem Unfall zum Opfer fiel. "Das ist kein gutes Jahr für mich. Zwei meiner Idole sind innerhalb von etwas mehr als zwei Wochen gestorben, es ist unfassbar", sagte der siebenfache Weltmeister den .
Wie er weiter erzählte, hatte er als Jugendlicher viele Poster von Abe und McRae in seinem Zimmer. "Ich hatte drei oder vier von Conlin und auch ein paar von Norick, für mich ist es also sehr schlimm [sie zu verlieren]", meinte Rossi. Woran er sich besonders gut erinnert, ist das Debütrennen von Abe in der 500er-Klasse, als er gegen Kevin Schwantz und Mick Doohan in Suzuka fuhr. Wegen dieser Leistung gab sich Rossi bei seinem WM-Einstieg auch den Spitznamen Rossifumi in Anspielung auf Abes Vornamen Norifume. "Er hat sie überall überholt", sagte Rossi.
Dieses Rennen habe er sich danach zwei oder drei Monate auf Video angesehen, bevor er zur Schule ging. "Ich bin jeden Tag um 7:00 Uhr aufgestanden, habe mir das Video angesehen, bis Norick gestürzt ist und dann bin ich in die Schule gegangen", erzählte er. Daraus entwickelte sich für Rossi schließlich mehr als nur Bewunderung. "Er war eine große Inspiration für mich. Er war eines meiner Idole, denn er hatte auf der Maschine einen eigenartigen Stil und dieses Rennen war unglaublich. Es ist sehr schlimm, dass es [der tödliche Unfall] passiert ist", schloss Rossi seine Ausführungen ab.
adrivo Sportpresse GmbH
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Thema: Der Motorräder nicht müde Di Apr 13, 2010 11:03 am
Rossi hat noch Lust für zehn Jahre: Der Motorräder nicht müde Bild vergrößernAm Motorradfahren hat Valentino Rossi noch Spaß Die Lust auf Motorräder dürfte Valentino Rossi nicht so schnell vergehen, das Drumherum macht ihm aber immer weniger Freude.
Wenn Valentino Rossi jemals mit der MotoGP aufhört, dürfte das ein größeres Loch in die Königsklasse reißen. Nicht, dass nicht genügend gute Fahrer vorhanden wären, aber der Italiener ist auf der ganzen Welt ein Publikumsmagnet und weiß, wie er die Fans unterhalten kann. Im Alter von 31 Jahren ist er aber nicht mehr der Jüngste, weswegen immer wieder auch die Frage auftaucht, wie lange er noch fahren wird. In Katar klang er so, als ob er eigentlich noch lange weitermachen könnte.
So meinte Rossi gegenüber der Zeitung Corriere della Sera, er könnte "zehn weitere Jahre weiterfahren. Ich bin der Hotels, Flüge und Interviews müde... aber nicht der Motorräder." Eine kleine Zusatzmotivation ist für ihn Loris Capirossi, der am Sonntag im Alter von 37 Jahren sein 300. Rennen fuhr. "Loris hatte eine tolle, lange, lange Karriere. Wenn ich Loris sehe, ist das immer eine tolle Motivation. Ich sehe bei ihm die gleiche Motivation, die gleiche Bemühung, um es zu schaffen - und vor allem die gleiche tolle Pace, um eine Maschine am Limit zu fahren", sagte Rossi.
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